Jahreshauptversammlung der Abteilung Maichingen 2015
Eine Mitteilung der Abteilung Maichingen
Viele Herausforderungen und ein Führungswechsel
Mit 88 Einsätzen gehörte 2014 inzwischen zu den „normalen“ Jahren in Maichingen. Seit der Umsetzung der stadtweiten Alarm- und Ausrückeordnung pendelte sich die jährliche Alarmzahl in Sindelfingens größtem Teilort bei ca. 90 ein. Im Vergleich zu eher banalen Jahren waren 2014 allerdings auch „echte Herausforderungen“ dabei: Erinnert sei hier an den Hochhausbrand in der Friedrich-Ebert-Straße im Mai oder den Großbrand der Fa. Reisser im Juni. „2014 galt bei den Alarmen hop oder top“, fasste Maichingens Abteilungskommandant Wolfgang Haug bei der Jahreshauptversammlung am vergangenen Samstag die Einsätze des Jahres zusammen. „Mittelmässigkeiten gab es kaum. Entweder mussten wir richtig ran oder es war einer der vielen Fehlalarme“, so der Kommandant. Deren Zahl ist mit 41 wieder auf einem unliebsamen Rekordhoch. Eine Situation, die für Unmut sorgt. Denn meist sind diese Fehalarme, die durch Brandmeldeanlagen im Stadtgebiet ausgelöst werden tagsüber. Und das bedeutet für die Einsatzkräfte, sie müssen ihren Arbeitsplatz verlassen, nur weil Brandmeldeanlagen schlecht gewartet sind. Mit Anfahrt zum Gerätehaus, Ausrüsten, Abrücken, wieder Umziehen etc. geht dafür mindestens eine dreiviertel Stunde verloren. Noch können die Arbeitgeber diesen Lohnausfall verrechnen, doch mit der neuen Entschädigungssatzung wird dies nicht mehr möglich sein. „Wir müssen nun mehr denn je die Arbeitgeber mit ins Boot holen und an ihre Solidarität für die Allgemeinheit appellieren“, so Haug. „unserem harten Kern an tagsüber verfügbarem Stammpersonal darf kein Nachteil entstehen. Sie decken immerhin 78% unserer Alarme ab.“ Worte, die sich insbesondere an die Verwaltung und die Stadtbrandmeister richten, zu denen auch Haug selbst als Stellvertreter gehört.
Zu den zwei Großbränden und den vielen Fehlalarmen kamen im Berichtsjahr noch 1 Mittelbrand, zehn technische Hilfeleistungen, drei Umwelteinsätze und vier sonstige Alarme, alles in allem 1.677 Einsatzstunden. Zusammen mit den 3.553 Stunden für Aus- und Fortbildung summiert sich damit der ehrenamtliche Feuerwehrdienst in Maichingen auf 5.230 Stunden, die von 57 aktiven Feuerwehrmännern und –frauen geleistet wurden. „Es ist beachtlich und beeindruckend zugleich“, so Haug. Aber er sieht auch düstere Wolken am Horizont: „Wieder einmal haben wir unter Beweis gestellt, dass die Strukturen der FF wie sie heute sind funktionieren aber, dass sie zukunftssicher sind, darf bezweifelt werden. Maßnahmen zur Stabilisierung der Personalstruktur müssen weiter vorangetrieben werden.“ Drei Anwärter stehen in Maichingen schon in den Startlöchern.
Jedoch ist es nicht nur das Personal, das Wolfgang Haug Sorge bereitet. Auch die Ausrüstung – oder besser die langen Wege für deren Beschaffung. Beispiel Fahrzeuge. Diese sind in Maichingen zwischen 24 und 33 Jahren alt. Vor gut zehn Jahren fasste man den Entschluss, im Rahmen der gemeinsamen Alarm- und Ausrückeordnung der Stadt drei baugleiche Hilfeleistungslöschfahrzeuge zu beschaffen, so dass aus allen drei Teilorten gleiches Material vor Ort ist. Ergebnis bisher: 2009 wurde eines der drei geplanten Fahrzeuge in Darmsheim in Dienst gestellt. Seit dem läuft die Beschaffung der übrigen beiden. 2015 kommt nun endlich das lang überfällige und dringend notwendige Maichinger Fahrzeug. Wann das für die Sindelfinger Abteilung in die Beschaffung geht, hängt am Landeszuschuss. „Eigentlich ein untragbarer Zustand, insbesondere wenn man sieht, das so zähe Beschaffungsrituale alles weitere nach hinten wandern lassen“, so Haug. „Eigentlich müssten wir jetzt schon die nächsten beiden Fahrzeuge beantragen.“ Glücklicherweise sieht es bei der Einsatzkleidung und dem Gerätehaus in der Kirchturmstraße besser aus. Beides ist auf dem neuesten Stand.
Doch nicht nur die Beschaffungsmühlen mahlen für Wolfgang Haug zu langsam. Digitale Alarmierung, Satzungen, Strukturuntersuchung… „alles Stichworte, deren Umsetzung uns hier in Maichngen fast schon an den neuen Berliner Flughafen erinnern.“
Kameradschaftlich war 2014 für die Maichinger Feuerwehr ein aufregendes Jahr, stand doch mal wieder ein Aktivenausflug an. Dieser führte auf eine Berghütte ins Ötztal. Outdoorsport und Selbstverpflegung waren eine gute Basis für das, was man neudeutsch Teambuilding nennt. Der gemeinsame Tag der offenen Tür zusammen mit dem Maichinger Polizeiposten im September war ein voller Erfolg. Dazu noch das Maibaumstellen „2.0 sozusagen, dank Verbesserung der Sicherheit“, ergänzt der Abteilungskommandant.
Bei seiner 20. Jahreshauptversammlung konnte Wolfgang Haug auch noch drei Kameraden für 25 Jahre aktiven Feuerwehrdienst ehren: Steffen Berner, Thomas Berner und Markus Hess sind seit einem Vierteljahrhundert dabei und fester Bestandteil der Feuerwehr. Eine lange und heutzutage leider nicht mehr selbstverständliche Zeitspanne.
Nach erfolgreichem Abschluss der Grundausbildung wurden Armin Bruhn, Lars Hartmann, Pascal Haug, Marius Koch und Marc Sauermann zu Feuerwehrmännern befördert. Timo Zagola wurde zum Hauptfeuerwehrmann ernannt. Sascha Zagola wurde zum Oberlöschmeister und Sascha Luft zum Oberbrandmeister befördert.
Der große Tagesordnungspunkt in Maichingen war der Block der Wahlen. Nach 20 Jahren Abteilungsführung legten Wolfgang Haug und sein Stellvertreter Jürgen Widmann am vergangen Samstag ihre Ämter nieder. Sascha Luft wurde von der Versammlung zum neuen Abteilungskommandanten gewählt und Sascha Zagola zum seinem Stellvertreter. Veränderungen gab es dadurch auch in den Ausschüssen. Andreas Haug wird künftig neben Sascha Luft, Jürgen Widmann und Sascha Zagola die Maichinger Interessen im Feuerwehrausschuss der Gesamtwehr vertreten. Neue Gesichter auch im Abteilungsausschuss Nico Haug und Sascha Henoch sind neue Mitglieder des Gremiums.
Oberbürgermeister Dr. Bernd Vöhringer ließ es sich nicht nehmen, den bisherigen Abteilungskommandanten seinen Dank und Anerkennung für Ihre Leistungen auszusprechen. Viele Neuerungen wurden von Wolfgang Haug und Jürgen Widmann in deren 20jähriger Amtsperiode eingeführt, erfolgreich umgesetzt und bis heute gelebt. Dazu gehören auch einschneidende Veränderungen wie die Einführung der Poolstruktur 1998. Die starre Gruppenorganisation wurde in Führungs- und Mannschaftspool unterteilt. Mehr Flexibilität und mehr Verantwortung für die Führungskräfte waren die positive Folge. 2010 wurden Sachgebiete geschaffen, um die einzelnen Aufgaben der Abteilungsorganisation zu dezentralisieren und auf mehrere Schultern zu verteilen. Die Neugestaltung des Übungsjahres mit der Aufteilung in Themenblöcke, die die Kernkompetenzen der Wehr abbilden und die in der Dreiteilung „Theorie, Gruppenübung und Einsatzübung“ beübt werden, schaffte eine deutlich verbesserte Wissensvermittlung. Drei von vielen Veränderungen, die die Maichinger Feuerwehr und damit auch ein Stück weit die Gesamtwehr in der Ära Haug/Widmann positiv geprägt haben. „Sowohl kameradschaftlich als auch einsatztaktisch haben sich Wolfgang Haug und Jürgen Widmann zu „Vorzeige-Feuerwehrmännern“ entwickelt. Nicht nur kritisch, sondern auch kompromissbereit und loyal haben sie sich um die Integration der Abteilung Maichingen in die Gesamtwehr verdient gemacht,“ so Sindelfingens Oberbürgermeister Dr. Vöhringer. Beide hinterlassen große Fußspuren, die Sascha Luft und Sascha Zagola nun weitergehen wollen. Beide bleiben aber – und auch das ist wegweisend – der Wehr erhalten. Als Zugführer kümmern sie sich um Themen der Ausbildung und der Gesamtwehr, deren stellvertretender Stadtbrandmeister Wolfgang Haug weiterhin bleiben wird.
(v.l.n.r.) Stadtbrandmeister Wolfgang Finkbeiner, Jürgen Widmann, Ortsvorsteher Wolfgang Leber, Wolfgang Haug, Nico Haug, Pascal Haug, Armin Bruhn, Marius Koch, Lars hartmann, Marc Sauermann, Timo Zagola, Markus Hess, Steffen Berner, Thomas Berner, Sascha Zagola, Andreas Haug, Sascha Henoch, Sascha Luft